„Endlich mal was Positives“ – So lautet der Titel eines Buches von Matthias Gerschwitz, der mit seinem Buch und seiner Geschichte zu einer Lesung in der Bischöflichen Realschule zu Gast war. Der Titel des Buches ist durchaus doppeldeutig gemeint, denn Gerschwitz ist seit 1994 HIV-positiv. Immer wieder liest Gerschwitz Passagen aus seinem autobiografischen Buch, aber genauso oft spricht er die Achtklässler der beiden naturwissenschaftlichen Kurse direkt an. Denn der 1959 geborene Gerschwitz hat eine Botschaft: Er mahnt die Jugendlichen, dass der Schutz bei Sexualkontakten mit Kondomen wichtig ist. Gleichzeitig demonstriert er glaubwürdig, dass ein Leben als „Positiver“ lebenswert ist: „Ich bin gut mit Medikamenten eingestellt, kann leben, feiern, lachen, arbeiten und ein reiches Leben führen.“ Denn eine HIV-Infektion sei zwar auch heute noch nicht heilbar, aber kein Todesurteil mehr. „HIV-Patienten können heute durch Medikamente so eingestellt werden, dass die Viren-Last unter der Nachweisgrenze liegt und man keinen mehr anstecken kann“, führt Gerschwitz aus. Damit will er keinesfalls das Thema HIV und AIDS verharmlosen. „Ungefähr 13.000 Menschen leben in Deutschland als HIV-Positive und wissen es nicht“, antwortet er auf die Frage eines Schülers. Nach Angaben der Deutschen AIDS-Hilfe würden alleine in Deutschland rund 100.000 Menschen mit HIV leben. Für 2020 habe man ein Ziel, das 90, 90, 90 heiße, sagt Gerschwitz und erläutert: „90% der HIV-Infizierten sollen über ihre Infektion Bescheid wissen, 90% sollen Medikamente bekommen und 90% sollen unter der Nachweisgrenze der Viren leben.“
Er selbst habe nach seiner Infektion in seinem Umfeld viel Glück gehabt: „Aber viele können auch nicht gut damit umgehen“, ist seine Erfahrung, da sich manchmal die Familie abwende oder auch der Job verlorengehe. „Ich kenne sogar einen Fall, wo jemand aus der Wohnung gemobbt wurde“, berichtet Gerschwitz einen besonders krassen Fall.
Immer wieder vermag es Gerschwitz, trotz des ernsten Themas die Schüler zum Lachen zu bringen und in ihrer eigenen Lebenswelt abzuholen. Gleichzeitig schafft er es, das Thema Sexualität bei den Jugendlichen ein Stück weit zu enttabuisieren. Nach zwei eindringlichen und kurzweiligen Schulstunden schließt Gerschwitz nach dem Applaus der Schüler mit der Mahnung: „Passt auf euch auf! AIDS ist die einzige Krankheit, vor der man sich selber schützen kann.“