Am letzten Tag der Projekttage zum Thema Nationalsozialismus an der Bischöflichen Realschule stellten die einzelnen Gruppen in einem Museumsgang ihre Ergebnisse vor.
Um das beispielhafte Schicksal einer jüdischen Familie im Schatten der NS-Herrschaft ging es in dem Projekt von Beatrix Fahlbusch. Als kompetenten Mitstreiter hatte Fahlbusch den Warendorfer Historiker Dr. Ekkehard Gühne gewinnen können. Beide erarbeiteten zusammen mit den Zehntklässlern, wie sich das Leben der zuletzt in Warendorf ansässigen Familie Elsberg nach der Machtübernahme der Nazis grundlegend veränderte. „Die zunehmende Drangsalierung und der Antisemitismus der Nazis wirkten sich massiv auf die Mitglieder der Familie aus“, berichtet Fahlbusch Ergebnisse des Projekts, „am Ende konnten sich einige der Familienmitglieder vor allem durch Emigration in die USA retten, andere wurden Opfer des Massenmords.“
Die als „Fest der Völker“ propagierten Olympischen Spiele 1936 waren Thema des Projektes von Dorothee Renger. „Bis heute sind es vor allem Filmbilder, die sich in der kollektiven Erinnerung mit dieser Olympiade verbinden“, erklärt Renger, „und noch heute gehören die Berliner Spiele zu den umstrittensten Großereignissen des modernen Sports.“ Nach den Recherchen der Gruppe liegen die Gründe für diese Beurteilung zum einen an der politischen Brisanz der Spiele in der Hauptstadt von NS-Deutschland, zum anderen in der suggestiven medialen Präsentation. Anhand von Filmausschnitten untersuchten die Zehntklässler die Filmsprache und die Rolle der Spiele in der NS-Propaganda. Den Abschluss des Projekts bildete die Verbindung von Politik und Sport in der heutigen Zeit.
Um die Aufarbeitung der NS-Zeit im Nachkriegsdeutschland ging es im Projekt von Dr. Gudrun Großkopff. „Das Wirtschaftswunder und die herbeigesehnte Normalität ließen die Kriegsverbrechen in den Hintergrund treten“, erläutert Großkopff, „ein Gegenbeispiel ist der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.“ Bauer habe unermüdlich dafür gekämpft, Täter im eigenen Land vor Gericht zu stellen und er sei maßgeblich an der Ergreifung des Holocaust-Organisators Adolf Eichmann beteiligt gewesen. „Bauer fühlte sich aber als Einzelkämpfer“, sagt Großkopff, denn er wird bei seinen Recherchen von seiner eigenen Behörde mit vielen ehemaligen NS-Beamten immer wieder behindert.“
Henrike Stegemann als Kunstlehrerin bot das Projekt über so genannte entartete Kunst während der NS-Zeit an. Vornehmlich ging es um eine Ausstellung zu diesem Thema, die 1937 in München eröffnet wurde und später noch in mehreren großen deutschen Städten zu sehen war. „Diese diffamierende Propagandaschau mit über 650 Gemälden, Skulpturen und Grafiken der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne sahen über drei Millionen Menschen“, erläutert Stegemann, für die diese Inszenierung das ganze Spießertum der Nationalsozialisten enthüllt: „Offenbar gab es bei den NS-Politikern eine tiefe Angst und den Hass auf jede Form von Individualismus und Lebensfreude.“ Für die Projektgruppe erstaunlich war, dass statt der tatsächlichen Kunst dem Publikum unsäglicher Nazikitsch als „rassisch wertbeständige deutsche Kunst“ angepriesen wurde.
Als Leiter der 5. Gruppe nahm sich Patrick Diekmann dem Thema „Widerstand gegen die NS-Diktatur“ an. Hierbei ging es vor allem um die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und ihr bekanntestes Mitglied Sophie Scholl. „Sie steht symbolisch für menschenwürdige Werte und Gerechtigkeit im politischen und alltäglichen Leben“, erklärt Diekmann. Die Widerstandsgruppe habe mit Flugblättern gegen die menschenverachtenden Maßnahmen der Nazis protestiert. Anhand von Ausschnitten des Films „Sophie Scholl – die letzten Tage“ analysierten die Zehntklässler, inwieweit der Film die historische Realität widerspiegele oder auch Fiktion sei. Eindeutig sei aber gewesen, dass Sophie Scholl und ihr Bruder Hans wegen ihrer Aktionen und des Beharrens auf ihrer Meinung zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden. „Wir haben intensiv gearbeitet“, resümiert Dieckmann, „und für die Schüler war es beeindruckend, mit welchem Mut sich damals die Studenten dem Regime entgegengestellt haben.“ Als Lehren für heute habe die Gruppe benannt: „Man muss auch heute seine Meinung artikulieren, denn so etwas wie damals darf nie wieder passieren!“