Am letzten Tag der Projekttage zum Thema Nationalsozialismus an der Bischöflichen Realschule stellten die einzelnen Gruppen in einem Museumsgang ihre Ergebnisse vor.
Um die Ermordung kranker und behinderter Menschen während der NS-Herrschaft ging es in dem Projekt von Beatrix Fahlbusch. Als kompetente Mitstreiterin hatte Fahlbusch die ehemalige Geschichtslehrerin Cordula Mense-Frerich gewinnen können. Beide erarbeiteten zusammen mit den Zehntklässlern die NS-Ideologie der Volksgesundheit und welche Folgen die Einstufung „lebensunwert“ für Betroffene hatte. „Für ungefähr 200.000 kranke und behinderte Menschen, darunter 5000 Kinder und Jugendliche, bedeutete die Einstufung Verfolgung und Ermordung“, berichtet Fahlbusch. Ein besonderes Augenmerk legte die Projektgruppe auf den lokalen Bezug im Münsterland. „Natürlich haben wir auch den offenen Protest des Bischofs von Münster, Clemens Graf von Galen, und seine mutigen Predigten gegen die sogenannten Euthanasie-Morde der Nazis analysiert“, erläutert Fahlbusch. Einen direkten Bezug zu Warendorf konnte die Gruppe über das Schicksal der Warendorferin Juliane Samuel finden, die ebenfalls als „lebensunwert“ eingestuft und ermordet wurde. Für Juliane Samuel wurde 2015 ein Stolperstein in der Gerichtsfuhlke verlegt.
Gerade um diese Stolpersteine ging es im Projekt von Christian Beiring: Was können Stolpersteine in der Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit leisten? Dieser Frage gingen die Zehntklässler anhand des Liedes „Stolpersteine“ des Liedermachers Trettmann nach. Dieser singt davon, wie er frühmorgens nach einer Party an einem Stolperstein vorbeikommt, wie er die biografischen Daten liest und wie er jetzt sensibilisiert überall in seiner Straße Stolpersteine findet. Anhand von Berichten und Expertenmeinungen machte sich die Gruppe schlau, dass alleine in Deutschland über 75.000 Gedenksteine in über 1200 Städten und Gemeinden verlegt sind.
Als Leiterin der 3. Gruppe nahm sich Katrin Jargstorf des Themas „Widerstand gegen die NS-Diktatur“ an. Hierbei ging es vor allem um die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und ihr bekanntestes Mitglied Sophie Scholl. „Sie steht symbolisch für menschenwürdige Werte und Gerechtigkeit im politischen und alltäglichen Leben“, erklärt Jargstorf. Die Widerstandsgruppe protestierte mit Flugblättern gegen die menschenverachtenden Maßnahmen der Nazis. Anhand des Films „Sophie Scholl – die letzten Tage“ entwickelten die Zehntklässler eigene Fragen, zum Beispiel nach den Inhalten und der Gestaltung der Flugblätter und der darin vertretenen Ideen. „Ein Arbeitsauftrag war zum Beispiel der Vergleich des Justizsystems in der NS-Zeit mit der heute praktizierten Gewaltenteilung“, berichtet Jargstorf und natürlich sei als Ergebnis deutlich geworden, welche Vorteile unsere funktionierende Demokratie hat. „Wir haben intensiv gearbeitet“, resümiert Jargstorf, „und für die Schüler war es beeindruckend, mit welchem Mut sich damals die Studenten dem Regime entgegengestellt haben.“ Als Lehren für heute habe die Gruppe die Bedeutung der Meinungsfreiheit als zu bewahrendes Gut in einer Demokratie benannt.
Einen kreativen Zugang zur schwierigen Thematik suchte Stefan Mendel mit seinem Projekt „Schöne Schmierereien“. Hierbei ging es um Symbole und Codes, die nicht jeder sofort versteht, die aber für Gruppen reizvoll sind und ein Gefühl des Zusammenhalts erzeugen. „In der rechtsextremen Szene spielen diese Codes und Symbole eine bedeutende Rolle“, erläutert Mendel, „allerdings gibt es auch Hakenkreuzschmierereien aus purer Provokation.“ Im ersten Teil des Projekts klärten die Zehntklässler, warum manche Symbole eine solche Faszination ausüben und welche Folgen der Gebrauch dieser verbotenen Symbole für die Verursacher haben kann. „Im zweiten Teil des Workshops haben wir eigene friedvolle Symbole entwickelt“, berichtet Mendel, „aber vor allem haben wir ganz praktisch gelernt, wie in Anlehnung an den Graffiti-Künstler Cibo aus Nazi-Schmierereien schöne Bilder werden können.“ So präsentierte die Gruppe bunte Bilder von Windmühlen und Fischen, bei denen man ihre „Vergangenheit“ als Hakenkreuze oder Runenzeichen nur mehr erahnen konnte.